Anästhesieverfahren
Pro Jahr führen wir über 2500 Anästhesien durch. Etwa 60 % aller Operationen sind Gelenkersatzoperationen und größere Wirbelsäuleneingriffe. In den letzten Jahren haben wir den Anteil der Kombinationsanästhesien ständig ausgebaut. Dies führte zu einer Erhöhung des Patientenkomforts weil die Schmerzausschaltung nach der Operation länger anhält und weil die Narkose besser verträglich ist.
Allgemeinanästhesie
Bei der Vollnarkose wird mit Opiaten (Schmerzmittel)und Hypnotika (Schlafmittel) eine tiefe Bewusstlosigkeit erzeugt, bei der der Patient nichts mehr wahrnimmt und keine Schmerzen verspürt. Da in diesem Zustand keine Schutzreflexe und kein Atemantrieb mehr vorhanden sind, müssen alle Patient*innen nach Einleitung der Vollnarkose künstlich beatmet werden.
Zur Sicherung der Atemwege verwenden wir in der Regel die sogenannte Larynxmaske (Kehlkopfmaske). Sie verursacht nur sehr selten Probleme wie Heiserkeit oder Fremdkörpergefühl im Rachen. Bei allen Operationen, die in Bauchlage durchgeführt werden (z.B. Bandscheibenoperationen), bekommen unsere Patient*innen, sobald sie eingeschlafen sind, einen Beatmungsschlauch (Endotrachealtubus) in die Lüftröhre gelegt. Das Legen der Beatmungsschläuche nach Beginn der Narkose, wie auch das Entfernen nach Beendigung der Operation nehmen Sie nicht wahr. Bei schwierigen Intubationsbedingungen verwenden wir die Videolaryngoskopie.
Im Falle von kleinen und mittelgroßen Operationen wenden wir in der Regel die Total-Intravenöse-Anästhesie (TIVA) an. Da die hierfür verabreichten Narkosemittel nur eine kurze Wirkdauer haben und sehr gut vertragen werden, klagen unsere Patient*innen nach dem Aufwachen weniger über Müdigkeit und leiden auch seltener unter postoperativer Übelkeit. Bei längeren Operationen verwenden wir Narkosegase, die nicht über die Nieren oder die Leber abgebaut und ausgeschieden werden müssen, sondern komplett über die Lunge wieder abgeatmet werden. Dies bezeichnet man als balancierte Anästhesie.
Regionalanästhesie
Bei kleinen und mittelgroßen Eingriffen wie Schulteroperationen, Kreuzbandplastiken, Schienbeinumstellungen und Fußoperationen verwenden wir grundsätzlich eine Kombination aus Vollnarkose und Nervenblockade (Interskalenus- und axillärer Plexus-Block, Femoralis-Block und Ischiadicus-Block). Die Schmerzausschaltung durch die einmalige Einspritzung von örtlichen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika) an die schmerzleitenden Nerven hält im Mittel 12 Stunden an.
Bei großen Operationen, wie dem Knie- und dem Schultergelenksersatz, oder ausgedehnten Eingriffen am Sprunggelenk und Fuß, legen wir oft auch Schmerzkatheter an. Über die Katheter kann mittels einer Medikamentenpumpe kontinuierlich oder auf Anforderung des Patienten über mehrere Tage örtliches Betäubungsmittel in den Bereich der schmerzleitenden Nerven verabreicht werden (Patienten kontrollierte Analgesie, PCA). Dies ermöglicht eine ideale Schmerzausschaltung und hilft Nebenwirkungen der üblichen Schmerzmittel (Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel) zu vermeiden. Die durchschnittliche Verweildauer der Katheter beträgt bei uns zwei bis drei Tage.
Rückenmarknahe Anästhesie
Bei der rückenmarknahen Anästhesie, z.B. der Spinalanästhesie oder der Periduralanästhesie, wird die untere Körperhälfte bis zur Höhe des Nabels betäubt. Je nach verwendetem Lokalanästhetikum verspüren die Patient*innen in der Regel für 3-6 Stunden keine Schmerzen. Die Beine fühlen sich in dieser Zeit taub an. Für die Dauer der Operation bekommen unsere Patient*innen ein Schlafmittel injiziert, so dass sie von der Operation in der Regel nichts mitbekommen.
Die rückenmarknahe Anästhesie bietet bei bestimmten Vorerkrankungen, bei älteren Patient*innen und bei Patient*innen, die zu starker Übelkeit nach der Narkose neigen, Vorteile gegenüber einer alleinigen Vollnarkose.
Venenzugänge, Infusionen, Überwachung
Alle Patient*innen die operiert werden, bekommen über einen Venenzugang eine Infusion angelegt.
Unser Überwachungsstandard umfasst die automatische Blutdruckmessung im Intervall, das kontinuierlich abgeleitete EKG, sowie die fortlaufende Aufzeichnung der Sauerstoffsättigung mit Pulsdruckkurve. Bei der Vollnarkose kommt die kontinuierliche Überwachung aller relevanten Beatmungsparameter hinzu. Bei älteren Patient*innen und langen Operationen verwenden wir eine Narkosetiefenüberwachung (BIS-System), die dazu beiträgt, dass die Patient*innen nach der Operation schneller wieder wach sind. Die Häufigkeit perioperativer Kreislaufstörungen und Verwirrtheitszustände (Durchgangssyndrom) lässt sich so ebenfalls reduzieren.
Bei großen Operationen, bei denen mit einem hohen Blutverlust zu rechnen ist, oder bei kranken Patient*innen, können wir mit Hilfe eines zentralen Venenkatheters und mittels eines arteriellen Blutdruck-Überwachungskatheters eine kontinuierliche Kreislaufüberwachung gewährleisten. So können wir zeitnah Blutverluste therapieren und eine optimale Herz- und Lungenfunktion aufrechterhalten.
Eine geplante Nachbeatmung ist bei den in unserem Hause vorgenommenen Operationen – auch bei den großen Wirbelsäulenoperationen – in der Regel nicht nötig.
Bei Komplikationen, die wegen vorbestehenden Erkrankungen bzw. operationsbedingt, immer auftreten können, verlegen wir unsere Patient*innen auf die Intensivstation des Krankenhauses in Bogen, bzw. der Kliniken in Straubing oder Deggendorf.